Fünf Podcasts, die es absolut wert sind, gehört und gesehen zu werden

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Bei den Podcastern zeichnet sich seit ein, zwei Jahren dasselbe ab, wie wir es derzeit in der Blogosphäre beobachten können: alle werden ein wenig müder, was vor allem den professionellen gegenüber den privaten Machern zugute kommt. Die Blüte der privaten Abo-Radios war um das Jahr 2006 herum, ich selbst ziehe mir seit rund fünf Jahren Podcasts, später kamen Videocasts dazu. Viele höre ich unterwegs, manche nur auf Bahnfahrten, einige regelmäßig auch direkt am Rechner. Nun dachte ich also, dass es einmal an der Zeit sei, ein paar Empfehlungen auszusprechen, um noch einmal das noch junge Medium aufmerksam zu machen. Außerdem habe ich vor, meine Abo-Palette zu erweitern und bin für jeden Hinweis dankbar. Und hier sind sie, meine (vorläufigen) fünf Lieblingspodcasts:

Platz 1: „Nachtzug nach Hamburg“

Reiko Schmidt hat einen tollen Job: Seine eigene Wohnung in Hamburg Niendorf kennt er praktisch nur von Fotos, er ist ständig unterwegs, kein Kontinent ist vor ihm sicher. Was genau er beruflich macht, ist aber auch heute noch – nach über 1.300 Ausgaben seines „Nachtzug nach Hamburg“ – weiterhin Top-Geheimsache. Reiko spricht nicht über seine Person, sondern über das, was ihm auf all den Reisen begegnet. Er berichtet über gastronomische Eigenheiten, Stadtteil-Klassifizierungen in Bogota, Opernbesuche am Montag, Beinahe-Flugzusammenstöße, Chipkartenfehler und 24/7-EDEKAs. Nebenbei gibt er wertvolle Tipps für Hamburg-Besucher. Reiko produziert mit wenigen Ausnahmen täglich, ich bin seit über zwei Jahren dabei, die tausendste Folge feierte er gemeinsam mit seiner besten Freundin tatsächlich in einem Nachtzug von Paris nach Hamburg. Seit kurzem steht er auch bei Formspring Rede und Antwort. Absoluter Hörbefehl!

Platz 2: „Das Philosophische Radio“

Jeden Freitagabend läuft auf WDR5 „Das Philosophische Radio„. Moderator und in diesem Fall Podcaster ist Jürgen Wiebicke, der in einer fassungslos machenden Unaufgeregtheit durch die einstündige Sendung führt: Er lässt niemanden auflaufen, ist rhetorisch in Topform und ist nicht nur den Damen gegenüber wahnsinnig charmant. Der WDR selbst sagt, dass Wiebicke ein so guter Sprecher wurde, weil er schon als Kind eine Sauklaue hatte. Das „Philosophische Radio“ ist keine knochentrockene Angelegenheit, sondern ein zeitgemäßes Format, das immer wieder auch aktuelle Entwicklungen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft mit aufnimmt: Selbstachtung, Terrorismus, Humor, Ästhetik – zu jedem Themenkomplet lädt sich Wiebicke einen Spezialisten ein, ebenso kommen Hörer zu Wort. Das ich Philosophie studiert habe und lässig kommunizierter Intellektualismus mich wie blöde anzieht, steht er auf der Liste an zweiter Stelle.

Platz 3: „Die Profis: Der Benecke“

Schon seit Jahren laufen auf RadioEins (RBB) „Die Profis„, ein populärwissenschaftliches Programm, das Alltagsfragen auf den Kopf stellen soll. Mit dabei ist Mark Benecke, den manche aus der Flimmerkiste kennen: Er ist Dipl.-Biol. Dr. rer. medic. 
M.Sc. Ph.D. an der Uni Köln, Vorsitzender der Transylvanian Society of Dracula, Mitglied des Kommitees des Nobelpreises für kuriose wissenschaftliche Forschungen, außerdem Musiker – und seit Anfang des Jahres auch Spitzenkandidat der PARTEI für den Posten des NRW-Ministerpräsidenten. Vor allem kann er aber eines: Als Naturwissenschaftler so sprechen, das man es als Mathe-Abwähler auch verstehen kann. Deshalb bekommt er den dritten Platz für seinen Profi-Podcast beim RBB.

Platz 4: „New Media Minute“

Daisy Whitney wirkt wie Schneewittchen auf Drogen, doch die US-Amerikanerin hat einiges auf dem Kasten. So war sie beispielsweise die erste Journalistin, die einen persönlichen Videocast ins Netz stellte. Heute beschäftigt sich „New Media Minute“ mit allem, was in das Internet hineingeht oder herauskommt. Sie bringt Insiderwissen mit ein und berichtet an vorderster Front über das Business 2.0. Manchmal hält ihr Mann dabei die Kamera. Ich habe sie hier schon einmal mit dem Beitrag „Viral Video is dead“ vorgestellt. Interessant ist Whitney vorallem wegen ihrer Perspektive: Netzstories kennen wir alle, doch sie rollt einiges von völlig ungewohnten Seiten auf.

Platz 5: „Wissen macht Ah!“

Ganz toller Kinder-Podcast der gleichnamigen WDR-Sendung und einer meiner wenigen Videocasts: Shary Reeves und Ralph Caspers stellen Redaktion und Moderation. Shary kommt aus New York, Ralph aus Borneo, auch, wenn er bis heute nicht das genau Datum seiner Geburt kennt. Die Seite von „Wissen macht Ah!“ bekam im vergangenen Jahr den Grimme Online Award überreicht – leider wurde der Inhalt der Sendung bislang noch nicht dekorativ gewürdigt. Wenn ich WmAh in der Bahn sehe, schirme ich zwar immer das Display mit den Händen nach außen ab, aber: kommt schon! Wer bleibt denn bitte nicht beim WDR hängen, wenn die beiden auftreten? Platz 5 für den putzigste Wissens-Podcast ever.

Natürlich sind das nicht die einzigen Podcasts, die ich höre. CliqFM von Michael ist ein tolles Format (vor allem das „Frühstück im Bett“ jeden Samstagmorgen). Zeit Wissen ist ebenfalls eine Empfehlung wert, ebenso wie die Radio Onion News. Weitere Tipps?