Awesome! Komplimenthotline für vierzig Dollar im Monat

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Man glaubt es kaum, aber die virtuelle Schmeichelei erlebt wirklich einen echten Boom! Schon in der Vergangenheit bekam ich immer häufiger Anfragen, ob ich nicht auf Dienst X oder Y hinweisen würde, habe mich aber davor gescheut – weil es einfach zu bescheuert klingt. Doch da die Amerikaner (wieder einmal) ein erfolgreiches Geschäftsmodell daraus gemacht haben, komme ich jetzt nicht mehr daran vorbei.

Schaut mal bei bitte hevert-lobhudelei.de herein. Hevert ist ein Arzneimittelhersteller, der sich auf Naturpräparate spezialisiert hat und nun auch menschliche Wärme via Web verbreiten will. Der neue Dienst (vom Marketingbudget finanziert), erlaubt es Nutzern, individualisierte Lob-Botschaften zu versenden. Dazu wählen wir sowohl den Empfänger- als auch den Versender-Namen aus, fügen noch die Mail-Adresse des zu umschmeichelnden Menschen hinzu – fertig. Ein professioneller Sprecher sülzt daraufhin mit sonorer Stimme Komplimente in das Mikrofon, das die Schwarte kracht: „…wie du mit deinen grazilen Fingern die Maus bewegst, ich beneide jede Taste, die…“ und „Ganz Deutschland ist der Ansicht, dass du die Beste bist!“ Ein Gag, vielleicht sogar ein lustiger, der garantiert oft zwischen Bürorechnern hin- und hergeschossen werden wird. Doch es bleibt ein Gag mit fein verbrämter Werbebotschaft.

In den Staaten sieht das anders aus. Hier gibt es seit einigen Wochen den „Awesomeness Reminder„, einen Dienst, der den Personenbeifall auf eine neue Stufe hebt. Der Clou: Der Service wickelt seine Schmeichelattacken über das Telefon ab und zwar mit richtigen Sprechern, so dass nichts vom Band kommt. Wer Interesse daran hat, sich oder einer anderen Person eine Freude zu machen, kann dazu das Monatspaket (40 Dollar) buchen, das einen Anruf pro Tag beinhaltet. Sollte der Angerufene nicht erreichbar sein, wird die Lob-Botschaft auf dem Anrufbeantworter hinterlassen. Eine Kostprobe? Gerne:

Anruf 1

Anruf 2

Offenbar ist der Awesomeness Reminder wie eine Bombe eingeschlagen, die FTD hat ein paar O-Töne des Gründers aufgetrieben. Er ist 23 Jahre alt, Psychologiestudent und zeigt sich vom Prinzip der „emotionalen Ansteckung“ überzeugt: „Außerdem haben Studien ergeben, dass jeder Mensch positiv auf Komplimente reagiert. Auch wenn er behauptet, er gäbe nichts auf die Meinung anderer“, so Zachary Burt, der mittlerweile Angestellte die Lob-Anrufe tätigen lässt. Laut FTD haben bislang 850 Nutzer den Dienst für sich oder andere gebucht, auch Anfragen aus Übersee würden vermehrt hereinkommen.

Witziges Detail: Wenn man jeden Tag von einem (bezahlten) begeisterten Anhänger angerufen wird, kann sich daraus schon einmal eine Liaison ergeben. Dumm natürlich für den experimentierfreudigen Typen, der seiner Freundin ein Geschenk machen wollte – und einen Monat bei gepackten Koffern vor vollendete Tatsachen gestellt wird.