Google TV: Intel-Chef Otellini verrät Starttermin im WSJ-Interview

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Das hat man davon, wenn man Eric Schmidt mit Fragen zu StreetView bombardiert! Der Google-Chef verriet auf der IFA einige Details über Feature-Philosophie seines Unternehmens, ließ Lächel-Fotos schießen und verschwand dann wieder im Flieger. Genau genommen hätten uns alle ein paar Hintergründe zu Google TV interessiert – die angekündigte endgültige Verschmelzung von Netz und Glotze – doch da hielt er sich zurück. Es soll „irgendwann“ im kommenden Jahr erscheinen, genaue Funktionen und Preise wurden allerdings nicht genannt. Das ist umso bedauerlicher, da wir uns alle auf eine heiße Auseinandersetzung mit Apple freuen, das für den lukrativen Weihnachtsmarkt sein TV-Angebot in Form einer Zigarettenschachtel-großen, schwarzen Box präsentiert hat.

Doch es gibt Glück im Unglück: Während Schmidt durch die Messehallen in Berlin schlenderte, wurde praktisch zeitgleich Paul Otellini zum Interview mit dem „Wall Street Journal“ geladen. Otellini ist CEO von Intel und als prominenter Google-Partner im TV-Projekt bestens vertraut mit den Entwicklungen hinter der Bühne. Ich weiß nicht, ob er übermüdet, alkoholisiert oder besonders geltungssüchtig war – jedenfalls ließ der Intel-Mann mehr Infos vom Stapel als es Google lieb gewesen sein kann.

So wissen wir beispielsweise nun:

  1. Intel liefert nicht nur den Chip für Google TV, sondern auch die Software: „Es gibt darin ungefähr zehn Millionen Code-Zeilen. Die eine Hälfte davon kommt von Intel, die andere von Google.“
  2. Google TV startet in wenigen Tagen: „Die Auslieferung beginnt in diesem Monat. Es gibt einen Markt, in dem wir die Schnellsten sein wollen.“
  3. Außer den bekannten Kooperationspartnern Sony und Logitech, sind weitere Firmen involviert: „Es sind eine Menge Leute. Zu Beginn waren es lediglich Sony und Logitech, doch es stecken viele, viele Unternehmen dahinter.“
  4. Google TV soll durch Einfachheit gewinnen: „Meine Mama würde Google TV schätzen, da es wirklich leicht zu bedienen ist.“
  5. Google TV soll aber auch durch Feature-Overdose punkten: „Mein Sohn wird sich wahrscheinlich ein Google TV kaufen, weil es einfach cool ist. Er will damit auf Facebook chatten und mit seinen Freunden reden: ‚Hey, seht ihr auch das Spiel?‘ In Echtzeit. Das kann man mit Apple TV nicht machen.“

Eric Schmidt wird diese Offenheit seines Partners wohl kaum schätzen. Tatschlich ist es nicht gerade klug zu erwähnen, dass man dem Markt etwas voraus hätte und gleichzeitig das Produkt in aller Öffentlichkeit bespricht.

Ob Google TV wirklich ein Knaller wird, bleibt also abzuwarten. Die größten Probleme sehe ich beim wachsenden Datenstrom. Um tatsächlich über das Internet fernzusehen und dabei „zu chatten“, ist ein Breitbandanschluss unerlässlich. In den Vereinigten Staaten verfügen allerdings lediglich knapp 70 Millionen der 240 Millionen Internetnutzer über einen solchen Anschluss. Wahrscheinlich wäre es deswegen klüger gewesen, das Roll-Out in Europa zu beginnen, dem Kontinent mit der weltweit höchsten Breitbanddichte. Dann allerdings hätten sich die Rechteverhandlungen mit den Inhaltsanbietern wahrscheinlich ins Unendliche gezogen.

In Deutschland soll Google TV 2011 auf den Markt kommen.