YouTube Live-Streams: Chatroulette in n-facher Potenz?

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Oh, my God! Google macht die Ankündigungen wahr und lässt die Clip-Schleuder YouTube künftig Live-Inhalte streamen. Das Bild oben ist kein Bild, sondern ein Embed-Widget, über das sich die ersten Sendungen (zu gegebener Zeit) abrufen lassen.

In der Vergangenheit hatte es bereits mehrere Experimente mit Echtzeit-TV auf YouTube gegeben, etwa bei Konzerten oder Übertragungen des Weißen Hauses – doch hierbei handelte es sich im strengen Sinne immer um Premium-Partner: das Programm konnte nicht aus dem Ruder laufen. Dies will Google nun ändern. Nach der zweitägigen Testphase sollen auf kurz oder lang auch die Millionen von privaten Nutzern Zugriff auf das Feature erhalten: „Diese neue Plattform integriert Live-Streaming direkt in die YouTube-Kanäle. Alles, was die Nutzer dafür brauchen, ist eine Webcam oder eine externe USB/Firewire-Kamera“, heißt es dazu im Blog. Anders ausgedrückt: Künftige Videos entziehen sich völlig der Kontrolle seitens Google, die User bekommen damit einen Haufen Verantwortung auferlegt.

YouTube ist heute die zweitgrößte Suchmaschine weltweit, 24 Stunden Videomaterial wird pro Minute (!) durch Nutzer hinzugefügt, im Mai 2010 hatte der Clip-Bestand die Marke von 14 Milliarden geknackt – das nur als Hintergrund. Zeitgleich mit dem Launch will Google „Live Comments“ freischalten, hält sich aber mit Details noch zurück. Offenbar soll das neue Modul die Chronologie der Kommentare brechen und sie mehr auf die Echtzeitebene heben.

In der Testphase will YouTube zwar noch mit ausgewählten „Partnern“ zusammenarbeiten (Howcast, Next New Networks, Rocketboom und Young Hollywood machen den Anfang), doch es gilt als so gut wie sicher, dass sich die Seite weiter öffnen wird. Vielleicht nicht für jeden, aber doch einer breiteren Masse. Dafür spricht auch, dass YouTube darauf hinweist, wie einfach es ist, einen eigenen Live-Sender auf die Beine zu stellen. Viele Nutzer verfügen heute über ein Smartphone mit exzellenten Kamerafunktionen und die ständige Verfügbarkeit von Realtime-Videocontent, wie er heute bei Justin.TV oder UStream verfügbar ist, wird sich Google nicht entgehen lassen: der Markt ist riesig und wächst von Tag zu Tag. Heute stellen wir Texte in Echtzeit ins Netz, Bilder und Location-Informationen. Einzig Videos fehlen auf der Liste und YouTube ist bereits eine etablierte Erfolgsgeschichte des User Generated Contents.

Damit ergeben sich eine Reihe von Fragen: Was ist mit dem Rechtemanagement? Was ist mit Jugendschutz? Wer ist letztendlich verantwortlich für gestreamte Inhalte? Wie kann das Traffic-Volumen bewältigt werden? Und wie lang wird es dauern, bis auch der „Cat Man“ auf den Plan tritt? Sicherlich kommt YouTube künftig nicht mehr um Live-TV herum: Wie weit die Befugnisse der User dabei aber gehen und wie die Auswahl geeigneter „Partner“ gestaltet wird, müsste zunächst sorgsam eruiert werden.