Skyfire: Flash kommt doch auf das iPhone – durch die App-Hintertür

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Steve Jobs wird keinen Bürostuhl, sondern wahrscheinlich einen ganzen Konferenztisch im Cupertino-Hautquartier durch das Fenster auf die Straße geworfen haben. Gerade erst konnte Apple die Erfolgsmeldung feiern, dass HTML5-Videos die Flash-Clips im Netz überrannt haben – dann kommt plötzlich der Dolchstoß von hinten.

„Wir haben eng mit unserem Freunden bei Apple zusammen gearbeitet, während wir uns um eine Zulassung im App Store bemühten“, heißt es fröhlich feixend im Pressevideo zum mobilen Browser Skyfire. Die App mit dem kämpferischen Namen ist bereits länger auf Android-Plattformen vertreten, nun feiert sie ihr Debut auf dem iPhone. Skyfire setzt auf WebKit auf, der Rendering-Engine, die Safari zum Seitenaufbau nutzt und obligatorische Grundlage für alle iOS-Browser (außer Opera) bildet – daher waren Apple beim Approval-Verfahren wohl die Hände gebunden.

Skyfire bietet Social Features für das Sharing, einen Privatmodus, Multi-Tabs, gibts Tipps für ähnliche Seiten – und unterstützt Flash. Ja, richtig gehört. Der Browser verfolgt URLs eingefügter Flash-Videos zurück, leitet den User im Hintergrund zum Skyfire-Server um, wo eine Umwandlung in HTML5 (H.264) stattfindet, und streamt dann die Clips direkt auf der aufgerufenen Seite im Vollbild. Die Qualität der Clips ist variabel und soll sich nach dem aktuellen Netzempfang richten, so dass es keine Hänger beim Abspielen gibt. Netter Nebeneffekt: Durch die Umwandlung in der Cloud wird der Prozessor von iPhone oder iPad weniger belastet, was förderlich für die Akkulaufzeit ist. „User wollen sich keinen Kopf darüber machen, auf welche Video-Technolgie Websites setzen“, meint Jeff Glueck, der CEO von Skyfire. „Mit diesem Umweg macht Skyfire das Abspielen möglich, gleichzeitig werden Videos für mobile Displays und Netzwerke optimiert.“

Ob in der Praxis alles so wunderbar klappt, wie es im Info-Clip zu sehen ist, ist derzeit allerdings fraglich. Einige schreiben, dass Preroll-Ads in Bewegtbildern das Abspielen verhindern, ferner werden einige Video-Plattformen schlicht nicht unterstützt (Hulu ist zum Beispiel nicht mit dabei, weil „sie es nicht erlauben“, so Skyfire). Außerdem gilt der Flash-Support alleine für Clips – auf Flash-Navigation oder Flash-Games müssen Nutzer weiterhin verzichten.

Skyfire ist momentan nur im US-App Store erhältlich, beziehungsweise bald wieder erhältlich. Nur fünf Stunden nach dem Launch schoss der Browser auf Platz eins der umsatzstärksten Apps, was zur Folge hatte, dass die Skyfire-Server zitternd in die Knie gingen und sich das Unternehmen gezwungen sah, die App kurzzeitig aus dem Store zu nehmen, bis die Kapazitäten aufgestockt sind. Der Preis liegt bei 2,39 Euro.

Vielleicht ist Skyfire ein akzeptabler Übergangs-Kompromiss für den VLC-Player, der bald aus dem App Store fliegen dürfte; jener Player, der mit jedem Format klarkommt und vor allem von Nutzern mit Filmen dubioser Herkunft (in Apple-Sprech: „Alles, was nicht von iTunes stammt.“) favorisiert wird. Grund dafür ist der eigene Übermut des Kernentwicklers Rémi Denis-Courmont, der darauf beharrt, dass der Player unter GNU General Public License stehe und damit frei vertrieben und modifiziert werden darf und soll. Die Politik des App Stores sieht aber anderes vor, weshalb davon ausgegangen wird, dass Apple kurzerhand den Player aus dem Sortiment nehmen wird, anstatt sich auf langwierige Diskussionen mit den Entwicklern einzulassen (mehr über die Hintergründe).