Die „New York Times“-Paywall gilt nicht für Twitter- und Facebook-Nutzer

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Not all visits to NYTimes.com will count toward the 20-article limit. In an effort to avoid deterring as many as possible of the Web site’s more than 30 million monthly readers, The Times will allow access to people who arrive at its Web site through search engines like Google and social networking sites like Facebook and Twitter. There will, however, be a five-article limit a day for people who visit the site from Google.

(Quelle: New York Times)

Das war’s dann wohl, Google. Die „New York Times“ hat heute ihr neues Paid Content-Modell erklärt. Ab sofort dürfen Nutzer standardmäßig nur noch zwanzig Artikel im Monat kostenfrei aufrufen – danach werden Gebühren fällig. Derzeit kostet der Sprung über die Paywall rund 15 US-Dollar im Monat.

Das Interessante daran ist, wie die „Times“ dabei mit ihren Lesern umgeht, die nicht direkt auf der News-Seite klicken, sondern von außerhalb herangelotst werden: etwa über Google oder Facebook. Was gab es in der Vergangenheit nicht für lautstarke Streitereien mit der Suchmaschine. Google solle bitteschön Kohle an die Verlage abdrücken, immerhin werde mit den News-Snippets in den Suchergebnislisten ja ordentlich Geld verdient – dies war der bisheriger Konsens der Publisher und auch das schöne deutsche Modell des Leistungsschutzrechts knüpft daran an. Bis heute ist es zu keiner Lösung in dem Konflikt gekommen, Google weigert sich noch immer vehement, Abgaben an die Verlage zu leisten. Und nun ist es vielleicht auch gar nicht mehr nötig, das Problem hat sich von alleine erledigt: Google hat den ersten Platz unter den Traffic-Lieferanten für News-Angebote heute per AGB offiziell abgegeben.

Die „New York Times“ erlaubt sich mit der neuen Paywall, den Google-Nutzern den Hahn abzudrehen. Genau fünf Mal können diese noch auf die Website zugreifen, dann gibt es eine Zahlungsaufforderung. Ähnliche Modelle gibt es auch bei anderen Medien, doch ein Detail sticht in der Ausarbeitung der Konditionen doch heraus: Einen zeitlich unlimitierten Blankoscheck gibt es explizit für all diejenigen, die von Facebook, Twitter oder aus anderen sozialen Netzwerken kommen.

Schon im vergangenen Jahr wurde deutlich, dass Google als Instrument der Lesersteigerung nur noch bedingt taugt, immer häufiger gelangen Nutzer nicht über die Suche, sondern über die Netzwerke auf News-Seiten. Facebook hat in dieser Hinsicht Google bereits weit hinter sich gelassen.

Anders formuliert: Google wird für die Verleger immer entbehrlicher, während simultan die Bedeutung von Social Media steigt. Das Problem dürfte dabei aber nur verschoben werden. Auch, wenn die Publisher nun ihre neue Machtposition (die sich in steigender Gleichgültigkeit ausdrückt) gegenüber Google ausspielen können, so machen sie sich im selben Augenblick doch wieder abhängig von Dritten: Facebook, Twitter – oder eben auch Apple, das bei den Mobil-Abonnements dreißig Prozent Provision einsackt.

Damit ist der nächste Streit schon vorprogrammiert. Ich gehe jede Wette ein, dass noch in diesem Jahr die Verleger den Betreibern sozialer Netzwerke in den Ohren liegen werden – und zwar abermals in einer sehr schwachen Verhandlungsposition. Tonus: „Ihr vermarktet unsere News und wir wollen Beteiligung!“

(via)

6 Kommentar

  1. @paul: Naja. Nicht „einer zahlt“. Kein einziger Twitter/FB-Nutzer muss zahlen, damit er über die jeweilige Plattform auf NYTimes kommt.

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