Pakt der Verlierer: VZ gruschelt MySpace

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Das war ja mal eine Nachricht! Die VZ-Netzwerke gaben am Mittwoch bekannt, dass man ab April gemeinsam mit iq digital media marketing die Komplettvermarktung von MySpace Deutschland übernehmen wird. Naja, nicht die Komplettvermarktung, sondern vielmehr eine Teilvermarktung, da alte Werbeverträge mit Google noch bindend sind.

„Wir glauben fest daran, dass wir zusammen mit iq digital die Kraft haben, einen Jugendvermarkter erfolgreich zu entwickeln“, sagt da Sven Bagemihl, Vice President Sales VZ-Netzwerke. Ziel sei es, die erste Adresse für alle Unternehmen zu werden, die junge Menschen in Deutschland zum Markenaufbau in der digitalen Welt erreichen wollen. „Kein anderer Vermarkter bietet online oder offline eine derart hohe Reichweite, Aktivität und Expertise in diesem Alterssegment. Damit bieten wir den Mediaentscheidern eine nationale Alternative zu den US-amerikanischen Playern auf dem stetig härter umkämpften deutschen Onlinemarkt der Zukunft.“ Der große Applaus der Beobachter blieb aus, lediglich ein Fan von SchülerVZ meldete sich im Blog zu Wort:

Ich finde es ja super was ihr alles macht, nur leider wäre ich schon froh, wenn ich nach dem Einloggen ins schülerVZ reinkommen würde. Mache verschiedene Spiele im SVZ, die mir leider so nichts bringen. Könntet ihr euch bitte mal um diese Angelegenheit kümmern. Erforderlicher Flashplayer usw. sind auf dem aktuellen Stand. Vielen Dank

Tatsächlich bietet die neue Kooperation wenig Grund zur Euphorie. VZ und MySpace waren im IVW-Ranking vom Februar wieder einmal die Top-Verlierer. Die Visits bei den VZ-Netzwerken sackten um 17,8 Prozent, bei MySpace sogar um 20,7 Prozent in den Keller. Der Abbau des einstigen Publikumsmagneten MySpace ist nicht nur in Deutschland, sondern international nachzuzeichnen, heute erreicht die Plattform weltweit nur noch 34 Millionen User, Tendenz stark fallend.

Der Vermarkter-Deal ist ein reines Spiel auf Zeit, schon seit Monaten prüft NewsCorp den Verkauf der ungeliebten Tochter, angeblich sollen Yahoo! und die Spieleplattform MocoSpace bereits Angebote abgegeben haben. Um die Ruine MySpace noch so attraktiv wie möglich an den Mann zu bringen, wütet Rupert Murdoch mit dem Rotstift im Hintergrund, die Hälfte der 1.100 Mitarbeiter sind bereits mit der Suche nach neuen Jobs beschäftigt, das deutsche Büro wurde geschlossen. Erst heute wurde die Verkaufsabsicht durch die NewsCorp wieder bekräftigt.

Die formulierte Hoffnung, dass die VZ-Netzwerke mittels einer strategischen Partnerschaft plötzlich einen attraktiven Gegenpol zum Schwergewicht Facebook darstellen können, ist mehr als gewagt. Anstatt sich auf das Kerngeschäft zu konzentrieren und endlich neue Nischen im Markt zu besetzen, lässt VZ die Konturen eines klaren Angebots für die Nutzer immer weiter verschwimmen.

3 Kommentar

  1. Ich will nicht sagen, dass es der falsche Weg ist, die Komplett-/Teil-Vermarktung von myspace zu übernehmen.
    An diesem Punkt frage ich mich auch schon, wie gelungen die bisherige Vermarktung der VZ-Netzwerke war. Für mich war sie bis dato außerhalb des Netzwerks kaum wahrnehmbar, wie wurde denn vermarktet?

    Die VZ-Netzwerke schienen sich in meinen Augen jetzt die Aufgabe aufgehalst zu haben, myspace mit Marketinginstrumenten aufzupolieren und damit für potenzielle Aufkäufer attraktiv zu machen. Nicht mehr.

  2. @Tanja: Du machst es mir stets so schwer, zu antworten – mit deinem von oben verordneten SEO-Auftrag und so. 🙂

    Aber, diese Kooperation geht über eine reine Vermarktung hinaus. Sonst wäre die Pressemitteilung alleine von iq digital media marketing verfasst worden. VZ wollte aber explizit mit im Boot sein.

  3. @André: Dem ist eigentlich nicht so, aber jetzt weiß ich wo der Hund begraben liegt. Bitte entfern meinen Link, wenn er dich am Antworten hindert 🙂

    Dann ziehe ich daraus, dass VZ damit tatsächlich weit mehr beabsichtigt, als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Okay.
    Welche Auswirkungen dass auf myspace haben wird, warte ich für mich erst einmal ab. Ich erwarte keine allzu großen Veränderungen, aber bin vielleicht auch zu pessimistisch – für mich ist „myspace“ bereits ein Auslaufmodell.
    Danke für die Info 🙂

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