Twitter for Newsrooms: Neues Lockangebot für journalistische Echtzeit-Verweigerer

Bitte scrollen

Aha, nun positioniert sich Twitter also auch offiziell als Infoquelle für Journalisten. Wie das Unternehmen am Abend bekannt gab, wurde speziell für die berichtende Zunft ein kleines Infoportal ins Netz gestellt: Twitter for Newsrooms. Design und inhaltliche Aufmachung machen zunächst einen ambitionierten Eindruck – wer allerdings schon länger auf Twitter unterwegs ist, sollte die Hoffnung nicht zu hoch stecken, hier eine Goldgrube an Tipps vorzufinden: Die Newsroom-Seite soll in erster Linie Anfängern der Branche den Einstieg in das Echtzeitnetz erleichtern.

Das Portal gliedert sich in die Rubriken „Report“, „Engage“, „Publish“ und „Extra“ und könnte so in etwa den Arbeitszyklus des internationalen Journalismus abbilden. Unter „Report“ finden wir seichte Lektüre zum Thema Recherche. Man erfährt, was die Twitter-Suche ist, wie sich diese erweitern lässt und dass es einige (auch mobile) Clients gibt, die einem die Recherchearbeit erleichtern können. Eine kleine O-Ton-Sammlung von begeisterten Journalisten auf Twitter rundet das Ganze ab („Twitter ist sehr nützlich, um mit Menschen in Kontakt zu treten“, Jake Tapper von ABC News).

Bei „Engage“ werden ein paar Case-Studies twitternder Reporter gebracht, dazu finden sich Tipps, wie sich neue Accounts auf die eigenen Bedürfnisse hin konfigurieren und branden lassen. Etwas spannender wird es bei „Publish“: Hier wird deutlich, dass Twitter nicht nur Ratschläge, sondern auch einige erhobene Zeigefinger für die Anfänger übrig hat und verlinkt vorsorglich auf die Richtlinien zur Verwendung von Tweets in Rundfunk und anderen Offline Medien, wo unter anderem zu lesen steht, dass bei der Veröffentlichung von Tweets um Gottes Willen das Twitter-Logo nicht vergessen werden darf. Hinter „Extra“ versteckt sich eine profane Link-Sammlung zu den internationalen Twitter-Blogs und den Hilfeseiten.

Also, alles in allem keine große Sache – zumindest für die meisten von uns. Vielleicht hilft das kleine Portal aber tatsächlich dabei, notorischen Twitter-Verweigerern der Branche neue Wege aufzuzeigen und Neugier zu wecken. Ich würde mir wünschen, dass Twitter genau diesen Weg weitergeht: Es kann nicht mehr länger alleine die Aufgabe der registrierten Nutzer sein, Werbung für den Dienst zu machen und gleichzeitig den Vorwurf des sinnentleerten, dafür egomanieerfüllten Echtzeitnetzes zu entkräften. Einrichtungen wie „Twitter for Newsrooms“ helfen dabei, dem Dienst einen professionellen Mantel umzulegen und ihn als ernstzunehmendes Tool für den Journalismus in Stellung zu bringen. Und so vielleicht bislang konservativen Redaktionen den Digital Shift zu vereinfachen.

(via)