PR-Recycling: Churnalism.com entlarvt faule Journalisten

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Das liebe ich am Internet und speziell an Social Media: Wir bekommen Tag für Tag neue Instrumente an die Hand, um endlich Transparenz in das Althergebrachte zu bringen; und so merken wir immer öfter, dass die Dinge anders liegen, als sie zu sein scheinen. In diesem Fall wird es eng für die britischen Journalisten.

Die englische Stiftung Media Standards Trust hat ein neues Tool ins Netz gestellt, das es jedem Nutzer erlaubt, den Redaktionen in Großbritannien auf die Finger zu schauen: Wer betreibt unbekümmertes News-Recycling aus dem, was die PR-Schleuder den Journalisten jeden Tag vorsetzt? Der Name der Plattform lautet Churnalism.com, was soviel bedeutet, wie „Pressemitteilungen ungeprüft 1:1 kopieren und dann als eigene Meldung verkaufen“ (siehe Wikipedia).

Um eine Abfrage zu starten, reicht es aus, einen PR-Schnipsel oder die komplette Pressemitteilung in ein Fenster zu kopieren und den Check-Button zu drücken. Churnalism.com gleicht die Eingabe dann mit allen Artikeln (rund drei Millionen) ab, die in britischen Online-Magazinen, bei BBC News oder Sky News erschienen sind. Das Archiv reicht bis ins Jahr 2007 zurück. Alle Texte, die zu 20 Prozent oder mehr deckungsgleich mit der PR-Meldung sind, werden dann übersichtlich auf einer Ergebnisseite aufbereitet, die sich schnell per Share-Funktion im Netz verbreiten lässt. Zudem wird jeder Abgleich, der von einem Nutzer veranlasst wurde, gespeichert und ist für andere online zugänglich.

„Nachrichten-Organisationen könnten transparenter sein, was die Quellennennung in ihren Artikel angeht“, sagt Martin Moore, der Direktor von Media Standard Trust. „Doch die meisten von ihnen sind es nicht. Die Verbindung zwischen PR und Nachricht zu verschleiern, kann nicht im Interesse der Öffentlichkeit sein. Wir hoffen, dass Churnalism.com sie dazu bringt, PR-Material deutlich zu kennzeichnen.“ Die Plattform soll dazu beitragen, den „Original-Journalismus“ wiederherzustellen, der „in den vergangenen Jahren abgenommen hat“. Um den Prozess der Kontrolle zu beschleunigen, werde daran gearbeitet, Pressemitteilungen von bekannten Verteilern automatisch zum Abgleich in die Datenbank zu leiten.

Ein ziemlich einfaches, aber enorm cooles Konzept. Ich könnte wetten, dass ab heute einige Journalisten schlechter schlafen werden. Es stellt sich nur noch eine Frage: Wann gibt es etwas Vergleichbares in Deutschland?
 

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