Es klingt komisch, beinahe anachronistisch, doch es gibt keinen Zweifel. Die überrante Suchmaschine Yahoo! ist der eigentliche Erfinder der Echtzeitergebnisse. Tatsächlich hält das Unternehmen auch zahlreiche Patente auf Instant-Suchergebnisse. Schon kurz nach dem Roll-Out des Features bei Google hatte sich Yahoo! mit einem Blog-Post zu Wort gemeldet. Dieser war zunächst noch höflich formuliert: Google Instant sei in Wirklichkeit nur ein Abklatsch von „Instant Search“, eine Funktion, die Yahoo! bereits vor fünf Jahren testweise implementiert hatte. Seinerzeit reagierten die Nutzer angesichts der Flacker-Ergebnisse jedoch irritiert, so dass Yahoo beschloss, „Patentanträge für das Feature einzureichen, es zu verbessern und nach Innovationen in der Usability zu suchen“. Das Projekt wurde zunächst auf Eis gelegt, es folgten dafür weitere Funktionen wie Suchvorschläge, die während der Keyword-Eingabe erschienen. Laut Unternehmen werden heute rund vierzig Prozent aller Suchanfragen über das Autosuggest-Feature abgewickelt.
Mild ausgedrückt ist Yahoo! ein wenig angesäuert, dass Google nun die Lorbeeren einstreichen will und wird im Gegenzug nicht müde, darauf hinzuweisen, dass es sich bei der Instant-Suche um „geistiges Eigentum“ handelt. Doch zunächst beließ es das Unternehmen bei dem stummen Vorwurf.
Nun aber wurde Yahoo! deutlicher. Im Exklusiv-Interview erläutert der Such-Vizechef von Yahoo! (und frühere Google-Produktmanager) Shashi Seth, dass sein Unternehmen über eine solide eigentumsrechtliche Grundlage für das Feature verfüge: Yahoo! besitze „fünf ausgedehnte Patente“, gegen die Google bei der Instant-Suche verstoßen würde. Ob derzeit eine Klage vorbereitet wird, kommentierten weder Seth noch andere Unternehmenssprecher. Google hüllt sich erwartungsgemäß in Schweigen.
Offenbar versteift sich Yahoo! eher darauf, die ihrer Meinung nach amateurhafte Umsetzung bei Google niederzumachen: „Brauche ich wirklich jedes Mal neue Suchergebnisse für jedes Zeichen, das ich eingebe?“, fragt Seth. Er finde die neue Suche „viel zu unruhig und ablenkend“. Wer beispielsweise nach dem Geburtstag von Martin Luther King sucht, wolle ein Datum als Antwort – nicht seitenweise flackernde Sucheergebnisse.
Seth war früher auch der Ober-Kassenwart für YouTube und meint ein paar Gründe für Googles Stakkato-Suche gefunden zu haben: Mehr Suchergebnisse bedeuten mehr Werbeeinblendungen – das ist das ganze Geheimnis. Die Benutzerfreundlichkeit käme seiner Meinung nach bei Google erst an zweiter Stelle.
Anders als Google will Yahoo! einen gesunden „Mittelweg“ ohne zig Seiten-Updates austüfteln: Neue Anwendungen aus der semantischen Forschung könnten die Suche effizienter und vor allem ruhiger gestalten.
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