Ich weiß noch, wir lagen drüben bei Basic Thinking unter den Tischen, als wir die Meldung lasen. Opera hatte zwei Mädels an den Flughafen in Barcelona geschickt, um die Gäste des Mobile World Congress zu begrüßen – eigentlich war die Höflichkeit an einen bestimmten Mann gerichtet, Steve Jobs, doch der brauchte nicht einmal selbst vor Ort zu sein, damit der PR-Stunt aufging.
Opera hatte damals ein Problem zu bewältigen: Wie schafft man den gleichnamigen Browser vorbei an die Zerberussen des App Stores auf das iPhone? Opera Mini kommt mit einer eigenen Architektur – und Apple erlaubt lediglich Browser, die wie Safari auf WebKit basieren. Genauer gesagt: Apps dürfen nur nativ laufen und keinen eigenen Code interpretieren.
Opera mogelte sich bei der Entwicklung durch und schaffte es, wie beim Desktop-Pendant ein System auf die Beine zu stellen, bei der Website-Daten zunächst auf die eigenen Proxy-Server geladen, dort komprimiert und erst dann auf die Endgeräte weitergeleitet werden. Das spart Zeit, vor allen Dingen aber auch Traffic, was Roaming-Nutzern sehr entgegen kommt. Ist das nativ? Opera bejahte die Frage für sich und anstatt nun den Kampf mit Apple aufzunehmen, zogen die Norweger zunächst einmal die Öffentlichkeit auf ihre Seite.
So zeigte das Unternehmen auf dem Mobile World Congress bereits eine Demo des Browsers und sprach dabei von einem „exklusiven Event für Presse und Partner“ – alle dachte, dass die Jungs die Eintrittskarte für den App Store bereits in der Tasche hätten. Mit frechen Pressemitteilungen, geschicktem Seeding in einflussreichen Nerd-Netzwerken und Viral-Spots machte Opera nicht nur auf sich aufmerksam, sondern verteilte gleichzeitig in der ganzen Welt die zuversichtliche Behauptung, dass der Browser völlig kompatibel mit der Apple-Politik sei. Erst danach wurde die App tatsächlich zur Überprüfung in Cupertino eingereicht – und Apple waren aufgrund des öffentlichen Drucks die Hände gebunden. Binnen weniger Tage schoss Opera Mini in fast jedem Land auf den ersten Platz der App-Charts.
Dieser Stunt wurde nun belohnt. Wie Opera im Blog mitteilt, wurde dem Unternehmen für seinen erfolgreichen Siegeszug auf das iPhone gerade der begehrte norwegische PR-Preis „Gullkornet“ verliehen. Hier die Begründung der Jury:
In this year’s product profiling we find a typical David vs. Goliath-case, where a small player succeeds in exerting pressure the big one – something a lot of people thought to be impossible. This is a well-integrated campaign, where the activities are coordinated towards the same, large objective. The winner of the product profiling of the year can show impressive and measurable results. We are talking about a successful, Norwegian project on an international arena. Clever and creative thinking – very good visibility – and even with a big budget, it’s not that much considering the major markets that were to be affected.
Herzlichen Glückwunsch, Opera! 🙂
1 Kommentar
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Mit Dreistigkeit kommt man halt immer noch am weitesten! Ich find die Aktion klasse! Jobs sollte darüber lachen…