Die Story ist ziemlich frisch, wenn ich es recht überblicke, ist in erster Linie AdAge an die Exklusiv-Informationen herangekommen. Demnach wird Microsoft am kommenden Dienstag die Suchmaschine Bing in ein soziales Recommendation-Karussell verwandeln – ein radikales Make-Over, das Facebook-Nutzern heimelige Gefühle und unseren Datenschützern schlaflose Nächte geben dürfte.
Microsoft hatte schon im vergangenen Oktober „Bing Social“ angekündigt, seitdem ist allerdings auf der Oberfläche noch ziemlich wenig passiert. Am Dienstag ist es also soweit: Eingeloggten Facebook-Nutzern werden in den Suchergebnissen die Tipps ihrer Freunde angezeigt. Wer nach einem netten „Café“ sucht, bekommt so in erster Linie Locations vorgeschlagen, die von Bekannten zuvor mit „Gefällt mir“ geadelt wurden. Das soziale Ranking bezieht sich nicht nur auf Orte, sondern auch auf Nachrichten, Rezepte, Filme, Musik – eigentlich auf das halbe Internet. Sollte der Fall eintreffen, dass keiner der Facebook-Freunde zu einem bestimmten Suchbegriff ein „Like“ abgegeben hat, zieht Bing die kollektive Facebook-Community zu Rate.
Das Bing-Ranking wird auf diese Weise systematisch demokratisiert – die Bedeutung von Linkhäufigkeiten verblasst langsam, was unsere SEOs über kurz oder lang auf die Palme bringen dürfte. Welche weiteren Faktoren Einfluss auf den Algorithmus haben, erfahren wir vielleicht am Dienstag.
Doch die Integration geht noch weiter: Laut AdAge (und dort scheint man sich ziemlich sicher), werden neben gefundenen WWW-Seiten nun auch Status-Updates von Facebook gleichberechtigt dargestellt. Wer nach Hotels in einer bestimmten Stadt sucht, kann so etwa auf Specials stoßen, die der Herbergsbetreiber auf seiner Facebook-Seite publik gemacht hat. Nach ersten Informationen ist dieser Service für die Unternehmen übrigens kostenlos.
Damit dürfte Bing dem Konkurrenten Google schnell ein paar Nasenlängen voraus sein. Google bastelt zwar seit einigen Monaten selbst an der Sozialisierung der Ergebnisseiten (Stichwort +1), doch so richtig kommt Mountain View nicht in die Pötte.
Spannend wird es auch sein, wie Bing mit dem neuen Feature in Deutschland ankommen wird. Bing verwendet Facebook Connect, um auf alle relevanten Daten der Nutzer zuzugreifen. Hierzulande stellt bereits ein simpler Like-Button ein datenschutzrechtliches Problem dar – von einer Like-Box ganz zu Schweigen. Im Oktober 2010 versicherte Mark Zuckerberg daher schon vorsichtshalber:
Bing will only get information that’s been made publicly available by users, who will have the ability to disable Bing in their privacy settings. Bing will ask its users in a pop-up window if they’d like to connect Facebook to Bing.
7 Kommentar
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juter artikel und extrem spannendes thema! google muß echt mal gas geben und langsam auspacken, was im rahmen der social strategie und +1 wirklich laufen soll.
„…die Bedeutung von Linkhäufigkeiten verblasst langsam, was unsere SEOs über kurz oder lang auf die Palme bringen dürfte.“ – Der war gut!