Narf! Facebook-App? Gelöscht. Twitter-App? Gelöscht. Die mobile Nutzung vieler moderner Dienste gleicht heute der Installation von Windows 98: „Bitte Diskette 7 von 34 einlegen und Enter drücken.“ Die Facebook-App für iOS ist labiler als ein Hypochonder in einer vollen U-Bahn zur winterlichen Grippezeit. Die Anwendung stürzt ab, lädt nicht, hängt und auch in Version 4.1.1 ist noch immer die Sharing-Funktion deaktiviert. Twitter? Seit der Übernahme von Tweetie ging es bergab; von Auflage zu Auflage verschwanden immer mehr Tweets, es rappelt in der Synchronisierungskiste – so schnell kann man den Homebutton gar nicht drücken. Google Plus? Bislang Klassenbester, was aber keinesfalls die Versetzung garantiert: Die G+-App ist seit dem Facelift ein Pinterest-Klon, bei dessen Newsstream die Bilder und nicht die Diskussion im Mittelpunkt stehen. Ein Wunder, dass beim King des Design-Streamlinings ein solches, unübersichtliches Paket geschnürt wurde.
„Ja, André: First World Problems…“ – Sicher, räume ich ja auch ein. Auf der anderen Seite sind diese drei Unternehmen die Innovationsmotoren im mobile Computing. Sie bestimmen, wie Kommunikation mit Smartphone und Tablet im Jahr 2012 auszusehen hat. Das Irrwitzige ist, dass dies allen Playern auch völlig klar ist. In einem Interview sagte Twitter-CEO Dick Costolo kürzlich, dass die Mehrheit der Twitter-Nutzer heute mobil auf den Dienst zugreift. „Und sie sind aktiver als ihre Desktop-Kollegen!“, schob er anerkennend hinterher.
Bei Facebook sieht es nicht anders aus. Über die Hälfte der knapp eine Milliarde Mitglieder ruft Facebook regelmäßig mobil auf. „Was erstaunlich ist!“, sagte Facebook-CIO Tim Campos kürzlich bei einer Panel-Diskussion. „Eine steigende Zahl von Nutzern verwendet gar keinen Computer mehr, um uns zu besuchen. Sie erledigen alles per Smartphone.“ Ja, wunderbar: und wie? Muss denn wirklich erst ein Apple Inc. daherkommen, das den Zugriff nativ im Betriebssystem integriert?
Wer sich die App Store-Bewertungen zu den Apps durchliest („Ach kommt!“, „Nur schlecht!“, „Es geht immer noch schlimmer!“) fragt sich ja schon, wann eigentlich Mobile in der Prioritätenliste der Anbieter auftaucht. Man könnte die Vermutung äußern, dass Lösungen nicht in der Selbstentwicklung, sondern im reinen Aufkauf zu finden sind. Twitter schnappte sich das Start-Up Atebits, um sich bequemerweise Tweetie einzuverleiben, umzubranden und in einen Wasserkopf umzuwandeln. Facebook musste sich den Vorwurf gefallen lassen, bei der eigenen bislang inspirationslosen App-Entwicklung (wie lange dauerte es bis zur ersten Tablet-App?) das komplette GUI von MyPad übernommen zu haben. Und solange Mobile Social Media beim Wettbewerb weiterhin reine Stakkato-Angelegenheit bleibt, braucht sich auch Google die Hände nicht schmutzig zu machen.
Schade & anyway: Ich glaube den guten Nachrichten erst, wenn ich es sehe.
3 Kommentar
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Natürlich wird Facebook versuchen die App schneller zu machen, noch langsamer wäre ja quasi wie deinstalliert. 😉
Word!
Facebook für iOS ist die absolute Seuche, traurig für das größte Netzwerk,
G+ für iOS geht seit dem Update gar nicht mehr, stört mich allerdings nicht allzu sehr,
da ich G+ kaum nutze.
Ständig wird gepredigt von MobileWeb und die größten zeigen wie es nicht geht!
Danke, dass das endlich mal jemand auf den Punkt bringt. Ich frage mich mich immer, wann die Konsumenten so bescheiden geworden sind, dass sie sich mit dieser wirklich miesen Leistung zufrieden geben. Ich benutze mein Smartphone mittlerweile nur zu telefonieren, alles andere erinnert mich an die Anfänge von Windows. Aber nicht 98 – sondern 3.1…
Und alle Welt starrt den ganzen Tag fröhlich in‘ Telefon und freut sich, falls doch noch mal irgendwas funktioniert.