Drei Wege, um mit Twitter Geld zu machen. Teil 2: Paid Content

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Nachdem wir in der vergangenen Woche über bezahlte Werbe-Tweets gesprochen haben, ist nun der Paid Content dran. Heute hat das Schlagwort einen bitteren Nachgeschmack, denn große wie kleine News-Publisher haben sich in der Vergangenheit am Thema Bezahlinhalte schon öfters die Finger verbrannt. Das Problem ist die mangelnde Kundenakzeptanz. Während in anderen Bereichen, beispielweise im digitalen Musikvertrieb, Paid Services langsam aufholen, bleibt die Netzleserschaft auf dem Standpunkt stehen, dass Zeitungs- und Magazinberichte weiterhin kostenlos verfügbar sein müssen – ein Umstand, an dem die Verleger nicht unschuldig sind.

Lange Zeit wurden Portale über Werbung refinanziert, Advertiser sind jedoch nur aufgesprungen, wenn relevante Zugriffszahlen vorgelegt werden konnten. Deshalb überließen die Publisher den Nutzern ein kostenloses Angebot. Im Rahmen der Wirtschaftskrise brechen nun die Investitionen der Werber ein – die Folge: Die Verlage bleiben mit teurem Traffic und einem verwöhnten Publikum zurück. Zaghafte Versuche, Inhalte fernab der Werbung doch noch zu monetarisieren, bestanden in der Vergangenheit hauptsächlich aus kostenpflichtigen Zugängen zu Archiven. Über die Umsätze lässt sich nur spekulieren, doch ich schätze, dass getrost davon ausgegangen werden kann, dass sie marginal sind. Zeitungsarchive sind – wenn überhaupt – alleine für den akademischen Sektor interessant. Und das für das Protokoll: Der Grund, weshalb heute der digitale Musikvertrieb langsam Fahrt aufnimmt, hat weniger etwas mit einem einräumenden Gesinnungswandel der Nutzer zu tun, als mit der Urheberrechtsnovelle und den Anstrengungen der GVU.

Warum also Paid Content auf Twitter anbieten? Nun, es gibt drei gute Gründe dafür: Zum einen hat sich der Gratis-Gedanke hier noch nicht durchgesetzt. Twitter befindet sich seitens der Betreiber noch immer in einer Beta-Phase, Dienste werden erneuert und hinzugefügt. Letztendlich fehlt noch das konkrete Einnahmemodell der Plattform. Die bisherigen Spekulationen zielen darauf ab, dass mittelfristig Unternehmen kostenpflichtige Zusatzoptionen buchen können (zum Beispiel eine bessere Statistik und mehr Einsicht in Diskussionen über bestimmte Services oder Produkte). Auch für private Nutzer soll es optionale Prämium-Accounts geben, die bessere Möglichkeiten der Darstellung und Response-Kontrolle bieten.

Zweiter Grund: Die Inhalte erscheinen schneller auf Twitter. Meldungen, die auf News-Portalen veröffentlicht werden, sind oftmals ein alter Hut und bieten für viele Twitter-Nutzer lediglich nachträgliche Hintergrundinformationen. Die relevanten News (wie lautet das Urteil? Wer hat gewonnen? etc.) liefen meist mit einer halben Stunde Vorsprung über den Twitter-Ticker. User schätzen diese Schnelligkeit, nicht umsonst ist Spiegel_Eil in Deutschland derzeit der Account mit den meisten Followern.

twitter___settings-2Zuletzt kann Twitter auch der praktischen Anwendung punkten. Wer sich bei dem Dienst anmeldet, entscheidet sich in den ersten Schritten zwischen einem öffentlichen und einem privaten Profil. Die Tweets des letztgenannten Accounts können lediglich von Followern eingesehen werden, die zuvor vom Publisher dafür frei geschaltet wurden. Und genau diese Freischaltung kann er sich bezahlen lassen.

Wie sieht das also in der Praxis aus? Nehmen wir an, ein Publisher bietet auf seiner Website kostenlose Informationen über Jobs in der IT-Branche. Besprochen werden Auftragslagen, Bewerbungstipps, Honorartabellen. Nun macht er seine Leserschaft auf einen neuen Dienst aufmerksam, auf einen Job-Ticker, den er per Twitter eingerichtet hat. Aktuelle Angebote können all diejenigen sehen, die sich als Follower anmelden, wobei der Zugang zu den Tweets für eine bestimmte Pauschale im Monat oder Jahr gekauft werden muss. Den Inhalt für diesen Ticker recherchiert der Publisher zum Beispiel in Auftragsbörsen und einschlägigen Berufsportalen oder er kann – sofern er über entsprechende Kontakte verfügt – auch über exklusive Angebote berichten.

Macht er seine Arbeit gut, lässt sich dieses Paid Content-Modell auch bidirektional ausbauen. Unternehmen geben eine Menge Geld für die Rekrutierung hochqualifizierter Mitarbeiter aus. Eine spezialisierte Auftragsbörse mit einem Follower-Stamm von über 2.000 motivierten IT-Fachkräften könnte dabei helfen, diese Ausgaben bei weniger Streuverlust zu minimieren. Der Publisher vereinbart also ein bezahltes Job-Posting auf Twitter, das entweder nach Erfolg, View oder Zugriff entlohnt wird.

Halten wir fest: Kostenpflichtige Inhalte auf Twitter müssen keine Zukunftsmusik sein. Vorraussetzung ist, dass der Content attraktiv genug ist – entweder durch seine Schnelligkeit oder durch seine Information, die im hohen Grad exklusiv ist oder durch einen hohen Nutzwert für die Leser auffällt.

Nächstes Mal
Teil 3: So funktioniert das Background-Renting

2 Kommentar

  1. Mit Blogs oder Tweets gutes Geld zu verdienen, gelingt doch den wenigsten. Wenn das noch nicht mal die großen Verlage schaffen, wie sollen das dann Hobby-Blogger schaffen?

    Ich las irgendwann mal, dass von 500 Portalen deutscher Verlage nur 3 oder 4 profitabel sind. Ich weiß allerdings nicht, ob die Info stimmt.

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