Eigentlich ist es der Traum aller Werber, denn Millionen werden für die Beantwortung der Frage ausgegeben: „Wie schaffe ich es, aus meiner Marke einen Trend zu machen?“ Konzepte werden geschrieben, Meetings abgehalten, die Marktforschung eingeschaltet, Copytexter mit Kaffee versorgt. Doch eigentlich ist die Kiste gar nicht so kompliziert: Kauft euch doch einfach den Trend!
Seit Februar 2010 bietet Twitter Paid Trends an, eine Art bezahlte Mogelpackung, die sich unter die Buzz-Topics des Tages mischen. Die heißesten Keywords werden prominent auf der Twitter-Startseite und in jedem Nutzerprofil integriert, ein Klick bringt den User dann mitten in die Diskussion. Ein neuer Kinofilm läuft bald an und soll kräftig beworben werden? Kein Problem: Man setzt es einfach auf die Top-10-Liste der meistbesprochenen Themen und ist bereits im Mundpropaganda-Karussell fest etabliert.
Paid Trends tauchten in der Vergangenheit allerdings eher vereinzelt auf, was auch daran liegen kann, das Twitter das Angebot nicht an die große Glocke gehängt hat. Tatsächlich wird die Werbeform auf den offiziellen Infoseiten für Unternehmen nicht mit einer Silbe erwähnt. Umso neugieriger darf man auf einen aktuellen Artikel des „Wall Street Journal“ sein, der ein wenig die Hintergründe zum Produkt aufdeckt. Im Mittelpunkt des Berichts stehen sowohl die Paid Trends als auch die bezahlten Suchergebnisse, die immer dann an oberster Stelle in der Ergebnisliste auftauchen, wenn zuvor ein bestimmtes Keyword gebucht wurde (AdWords in Echtzeit, sozusagen).
So erfahren wir beispielsweise, dass Twitter die Promoted Tweets für Summen ab 100.000 US-Dollar (rund 75.000 Euro) den Unternehmen anbietet. Wohlgemerkt: Es ist ein Tweet, der soviel kostet. Rund 80 Prozent aller Firmen, die bezahlte Suchergebnisse ausprobiert haben, buchen auch weitere Anzeigen, soll Twitter bestätigt haben. Rund fünf Prozent der Nutzer würden heute mit Werbe-Tweets interagieren – ein beachtlicher Wert, wenn man bedenkt, dass Klickraten im normalen Display-Markt oft im Promillebereich liegen.
Bei Twitter prallen damit zwei Welten aufeinander: Die einen Unternehmen verlassen sich auf klassisches Social Media und damit auf die direkte (kostenlose) Kommunikation mit Kunden. Die anderen wählen die Abkürzung und buchen Werbeplätze – gehen dabei aber auch das Risiko ein, den Unmut der Nutzer auf sich zu ziehen. Über Sinn und Unsinn bezahlter Trends und Ergebnisse wird derzeit also noch heftig gestritten. Laut dem WSJ zögern daher noch einige Firmen mit ihrer Investition. Viele bemängeln das intrasparente Tracking, zudem seien einigen die Werbeschaltungen zu pauschal und rufen nach besseren Targeting-Möglichkeiten.
Twitter hat bereits begonnen, dem ersten Kritikpunkt mit einem umfassenden Monitoring-Tool zu begegnen. Laut Bericht soll dann bald auch das Targeting auf der Agenda stehen. Twitter würde mit Algorithmen experimentieren, welche die Tweets der Nutzer analysieren, so dass die Werbung besser auf die invididuellen Vorlieben abgestimmt werden können.
2 Kommentar
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Oh ja, das klingt tatsächlich verdammt teuer…ob sich das lohnt?